Immer mehr Handwerksbäcker kooperieren mit Discountern - wie hier mit Aldi Nord.
Der Einzug regionaler Bäcker bei Aldi Nord nimmt langsam Fahrt auf. Nach ersten Tests im vergangenen Jahr folgen die Essener nun entschlossen der Schwester im Süden, wo Backwaren aus den Regionen bereits fester Bestandteil des Sortiments sind.
Handwerksbäckerei und Discount sind kein Gegensatz mehr, sondern können sich ergänzen. Bei Aldi jedenfalls scheint die symbiotische Beziehung für beide Seiten zufriedenstellend zu funktionieren. Wie bei vielen anderen Konzepten hat auch dieses Mal Aldi Süd die Erfolgschancen als erster geprüft.
Bereits zwei Jahren wurden regionale Filialbäcker, die ihre Reichweite mit der Hilfe des Discounters erhöhen wollten, auf die Fläche des Händlers eingeladen. Etliche von ihnen hatten bereits Erfahrungen als Vorkassenbäcker von Vollsortimentern sammeln können. Über 60 in der Regel größere Filialisten haben inzwischen die Einladung der Mülheimer angenommen und verkaufen in den sogenannten Backstationen bis zu 35 verschiedene Backwaren.
Vorsichtiger Start im Norden
Mittlerweile hat auch Aldi Nord Geschmack an dem Konzept gefunden und rollt aus, was im Sommer des vergangenen Jahres zunächst als Test in zwei Metropolen begann. Dabei ist der Norden hinsichtlich der Artikelanzahl allerdings etwas zurückhaltender als die Mülheimer. Zum Start führte Aldi Nord in Dortmund testweise ein Sortiment von elf Artikeln der dort ansässigen Bäckerei Grobe, und in Leipzig bot der Discounter Produkte der Bäckerei Lukas an.
Neue Partnerbetriebe
Seit diesem Monat kommt wieder Bewegung in die Sache. So gehört die Löbauer Bäckerei Schwerdtner seit Kurzem zu den Betrieben, mit denen Aldi-Nord kooperiert. In zwei Zittauer Märkten und drei von vier Görlitzer Aldi-Filialen ist Schwerdtner bereits eingezogen. Mit heute mehr als 400 Mitarbeitern hat sich das Unternehmen in den 80 Jahren seit seiner Gründung zu einem der größten Arbeitgeber im Handwerk rund um Görlitz entwickelt. Seit April sind zunächst neun seiner Spezialitäten, gekennzeichnet mit dem Schwerdtner-Logo, auch in Aldi-Filialen erhältlich.
Annaberger Backwaren aus dem Erzgebirge, mit 180 Mitarbeitern und knapp 10 Mio. Euro Umsatz auch kein Leichtgewicht in der Welt der Handwerksbäcker, hat ebenfalls die Allianz mit Aldi gewagt. Schon länger beobachten die Annaberger, dass das gastronomische Konzept der Handwerksbäcker mit den neuen Systemen des Lebensmitteleinzelhandels immer stärker in Konkurrenz steht. Seit diesem Monat nutzt der Bäcker nun beide Absatzkanäle und beliefert inzwischen 19 Aldi-Filialen von Chemnitz bis Zschorlau.
Friedliche Nachbarschaft
In Münster sind Essmann's Backstube und Bäckerei Krimphove bei Aldi eingestiegen. Die Präsenz in der Vorkassenzone eines Edeka Centers in unmittelbarer Nachbarschaft war dabei offenbar kein Problem. Zur Auswahl stehen neun Artikel vom Weizenmischbrot über Dinkel-Amerikaner bis zur Rosinenschnecke.
Dass sich die Preise für die regionalen Produkte durchweg auf Premium-Niveau bewegen, scheint Aldi nicht zu stören. So kostet ein Kürbisvollkorn-Käsebrötchen beispielsweise 1,59 Euro, Brote wie Dinkel Urkorn Vollkornbrot 3,69 Euro für 500 g und Weizenmischbrot 4,95 Euro für 750 g. Für "Streuselpeter" und "Rosinenstrietzel" aus der Backstube Essmann sind 1,89 Euro fällig. Den Dinkel-Amerikaner für 1,99 Euro aus dem Hause Krimphove kann sich wohl auch nicht jeder Aldi-Kunde leisten. Dagegen wirken die hauseigenen Aldi-Backwaren umso günstiger.
Dieser Text erschien zuerst auf www.lebensmittelzeitung.net.