Handel: Ditsch will die Kühltheken erobern
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Ditsch will die Kühltheken erobern


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Handarbeit: Manche Brezelsorten werden bei Ditsch von Mitarbeitern geformt, andere von Maschinen.
Handarbeit: Manche Brezelsorten werden bei Ditsch von Mitarbeitern geformt, andere von Maschinen.

Mainz (abz). Die Mainzer Brezelbäckerei Ditsch hat schon während der Pandemie ihre Chancen im Einzelhandel ausgelotet. Der Branchenführer nimmt sich statt der Tiefkühltruhe jetzt die Kühltheke vor.

 Händler sollen die einzeln verpackten Laugen-Snacks vor dem Verkauf selbst auftauen. Das berichtet die Lebensmittelzeitung.

Im Bordbistro der Bahn ist die Mainzer Großbäckerei Ditsch bereits seit vergangenem September mit einzeln verpackten Snacks vertreten. Jetzt will der Tiefkühl-Spezialist das mit Butter gefüllte Laugengebäck in die Kühlregale des Handels bringen. „Derzeit führen wir erste Gespräche und stellen die neuen Produkte vor“, sagt Geschäftsführer Björn Tiemann, der das Unternehmen seit vergangenem Jahr gemeinsam mit Sebastian Gooding und Klaus Westerwelle leitet.

Coppenrath & Wiese nimmt Auftaukonzept vom Markt

Der Laugen-Spezialist steigt damit in eine neue Kategorie ein. Das Gebäck verlässt das Werk zwar tiefgekühlt, soll aber im Handel aufgetaut und in den Kühlregalen platziert werden. Das Prinzip bedient zwar die steigende Nachfrage nach Convenience, birgt aber Fallstricke bei der Umsetzung. Coppenrath & Wiese hatte 2021 mit einem ähnlichen Auftau-Konzept kleine Kuchenportionen in die Kühltheken des Handels gebracht – und im vergangenen Sommer wieder vom Markt genommen. Der Hersteller verwies auf „prozessuale und Handling-Themen“, offenbar war das Pandemie-gestresste Personal im Handel überfordert.

Ditsch hatte bereits während der Corona-Lockdowns sein Engagement im Einzelhandel verstärkt. Der nach eigenen Angaben weltweit führende Hersteller von tiefgekühltem Laugengebäck hatte durch seinen starken Fokus auf das Außer-Haus-Geschäft in der Pandemie einen deutlichen Einbruch seines Geschäfts verzeichnet. Mit saisonaler Aktionsware in den Tiefkühltruhen sollten den Kunden die Ditsch-Brezeln zu Hause schmackhaft gemacht werden. Zu einer dauerhaften Listung ist es nicht gekommen. „Der Platz in den Kühltruhen des Handels ist hart umkämpft“, sagt Tiemann. Rund zwei Drittel seines Umsatzes erwirtschaftet Ditsch nach eigenen Angaben mit Gastronomie und Bäckereien, ein Drittel im Einzelhandel.

600 Filialen in der DACH-Region und den Niederlanden

Dort ist der Mainzer Brezel-Spezialist nicht nur unter eigenem Namen vertreten. Ditsch produziert für andere Marken, beliefert Bäckereien und betreibt rund 600 Filialen in Deutschland, der Schweiz, in den Niederlanden und Österreich. Allein in Deutschland produziert der Laugen-Spezialist nach eigenen Angaben rund 725 Mio. Gebäckstücke pro Jahr.

Mit Zahlen zur Finanzlage hält sich das Unternehmen zurück. Die Dachgesellschaft Valora Holding Germany hat laut Jahresabschluss 2021 mit rund 426 Mio. Euro einen Umsatz auf Vorjahresniveau erzielt. Das Ergebnis vor Steuern (Ebit) ist auf 5,5 Mio. Euro gestiegen, nachdem im Vorjahr ein Verlust von 3,3 Mio. Euro angefallen war. Neben Ditsch gehören zu den Unternehmen der Schweizer Valora-Gruppe in Deutschland verschiedene Kioske und Bahnhofsbuchhandlungen sowie die Bäckerei-Ketten Backwerk und Back-Factory. Mit der Übernahme von Valora durch die mexikanische Femsa-Gruppe im vergangenen Jahr ist auch Peter Ditsch als letzter Eigentümer aus der Gründerfamilie beim Laugen-Spezialisten ausgestiegen.

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