Ab Juni hebt Aldi Süd den Mindestlohn auf 14 Euro an. Damit liegt der Betrag deutlich über der gesetzlichen Lohnuntergrenze und auch über dem Niveau der Konkurrenz. Außerdem bekommen die Auszubildenden mehr Geld.
Von Arnulf Ramcke
Die Erhöhung des Mindestlohns bei Aldi Süd ist eine gute Nachricht für Mitarbeitende des Discounters, aber eine schlechte für Bäckereien und andere Branchen, die im Niedriglohnsektor unterwegs sind. Die Gastro-Branche stöhnt bereits seit Monaten über Personal, das sich aus Anlass von Kurzarbeit während der Corona-Pandemie einen Job an der Kasse im LEH und bei einem Discounter besorgt hat und nicht mehr zur Rückkehr zu bewegen ist. Zu angenehm sind feste Arbeitszeiten bei besserer Entlohnung. Und während sich das Verkaufspersonal in einer Bäckerei mit Kundschaft und Produkten beschäftigen „muss“, sind solche Kompetenzen beim Waren-Scannen und Kassieren nicht erforderlich.
Die Anhebung des Mindestlohns durch Aldi wird an der längst zum Zerreißen angespannten Personalsituation in zahlreichen Bäckereien weiter zerren. Orientieren sich weitere Mitarbeitende um, sinkt der bereits jetzt schon miese Verkaufsservice in vielen Filialen weiter und steht damit in eklatantem Widerspruch zu Preiserhöhungen, denen sich Bäckereien nicht entziehen können, wollen sie die Wirtschaftskrise überleben. Daraus ergibt sich die Wahrscheinlichkeit, dass künftig zahlreiche Kunden ihre Backwaren bei derselben Verkäuferin wie zuvor bezahlen - da beide zum Discounter gewechselt sind.
Dieser Text erschien zuerst auf www.lebensmittelzeitung.net.