Die Familie Röckel bedient in ihrem Betrieb bei Karlsruhe zur Existenzsicherung bewusst mehrere Standbeine
Von Iris Treiber
Baden & Württemberg Pfinztal Die Bäckerei Röckel ist einer von zwei noch backenden Betrieben in Berghausen bei Karlsruhe. Er liegt in der Nähe des Stadtbahnhofs und verfügt, „zum Glück“ über viele Parkmöglichkeiten, so Manfred Röckel (70), Bäcker- und Konditormeister. Der Betrieb werde dadurch getragen, dass die Kunden in der Nähe parken könnten.
In der Backstube arbeiten neben seinem Sohn Ralph Röckel (43) als Bäckermeister sowie Konditor, ein Auszubildender, ein Geselle, und „wenn Not am Mann ist“ regelmäßig auch Manfred Röckel selbst. Seine Frau Brigitte Röckel steht mit zwei Verkäuferinnen im Laden. Seit sieben Jahren führt Ralph Röckel den Betrieb.
„Arbeiten ist schön –
Leben ist wichtiger“
„Bäckereien können heute immer noch überleben“, ist Ralph Röckel überzeugt. Allerdings sei der Einsatz hoch. Nie krank sein und immer noch mehr arbeiten, ist die Devise – das mache er aber nicht.
„Mein Leben ist mir wichtiger, als 24 Stunden in der Backstube zu stehen.“ Nach acht Stunden geht er heim. Urlaub hat er allerdings kaum: „Im Sommer machen wir zweieinhalb Wochen zu“, sagt Ralph. Selbst das würden viele Kunden nicht verstehen und erwarten, dass auch ein Kleinbetrieb immer geöffnet hat.
Die Bäckerei verkauft 15 Sorten Brot, die nach Jahreszeit und Zeitgeist variieren. Dazu gibt’s Brötchen, Plunder, Blätterteig, Hefe- und Obstkuchen, „inzwischen aber mit Mürbeteigboden“, sagt Ralph Röckel. Mürbeteig sei vom Umgang her einfacher und schmecke besser. Konditoreiwaren gehören zum Standardsortiment. Denn, „im Grunde unseres Herzens sind wir beide eigentlich Konditoren mit der Liebe zum feinen Gebäck“, sagen beide. Und viele Kunden kämen deswegen.
Der Kaffeeausschank
trägt zum Überleben bei
Im Laden steht eine Pralinentheke, außerdem gegossene Schokoladenfiguren. Neu im Sortiment: ein Einhorn, sorgfältig ausgarniert. Ralph Röckel ist stets offen für Trends: „Wir haben Chia-, Low Carb- und Plus-Minus-Brot angeboten.“ Auf den Vegan-Zug seien sie jedoch gar nicht erst aufgesprungen, da man gerade bei Süßem leicht an Kleinigkeiten scheitere.
„Wir machen viele belegte Brötchen und haben einen neuen Kaffeeausschank“, sagt Ralph Röckel, „der trägt zu unserem Überleben bei.“ Nur durch Backwaren könnten sie nicht existieren. Lieferungen an die örtlichen Schulen stützen den Betrieb ebenso. Die werden von beiden backenden Betrieben beliefert.
Schwierig sei es, gut ausgebildete Mitarbeiter oder gar einen Nachfolger zu finden. „Damit haben alle Handwerker Probleme“, sagt Manfred Röckel.
Hätte Manfred Röckel seinen Betrieb nicht an seinen Sohn übergeben können, dann hätte er zugemacht oder an eine Großbäckerei übergeben. So aber geht es weiter.

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