Die Bäcker bekommen steigende Getreidepreise zu spüren. Erneut kocht die Debatte um den Kraftstoff E10 hoch.
Allerorten hört man es angesichts der gestiegenen Getreidepreise klagen. Wie der Verband Deutscher Mühlen (VDM) bei seiner Pressekonferenz mitteilte, ist mit 250 Euro pro Tonne der Brotweizen bis zu 35 Prozent teurer als noch vor zwölf Monaten (Stand 28.08.: 260 Euro pro Tonne). Für die Branche zeichnen sich Mehrkosten beim Rohstoffeinkauf von 400 Mio. Euro ab, rechnet der VDM vor. Ein Branchenkenner sagt gegenüber der ABZ: „Die Weizenpreise für Mühlen haben sich bereits um fünf Euro pro 100 kg Weizen (50 Euro pro Tonne) verteuert. Ab dieser Woche geben wir diese Preissteigerung auch an die Bäcker weiter, da die Mühlen solche Kostensprünge nicht auffangen können.“
Diese werden sich wohl auch in den Verkaufspreisen niederschlagen. Amin Werner, Hauptgeschäftsführer des ZV sagt gegenüber dem „Weser-Kurier“: „Ich gehe davon aus, dass die Bäckereien ihre Preise anpassen werden.“ Das kann Roland Schäfer, Landesinnungsmeister des Saarlands nur unterschreiben. In einem Gespräch mit der ABZ meint er: „Wir haben ab nächstem Monat Preissteigerungen für Getreide von zehn Prozent hinzunehmen. Hinzu kommen die gestiegenen Personal- und Energiekosten. Das können wir im Betrieb nicht selbst verkraften. Deshalb müssen wir mit einer Erhöhung der Preise von drei bis fünf Prozent die Mehrkosten leider auch an unsere Kunden weitergeben.“
Dennoch ist der gestiegene Getreidepreis nur die eine Seite der Medaille. Die Ursachensuche ist eine andere. Es gibt verschiedene Gründe für die Preissteigerung. Die Herstellung des Bioethanols E10 eignet sich aber für die politische Debatte. Foodwatch, Mineralölkonzerne und der FDP-Politiker Dirk Niebel rudern einvernehmlich in einem Boot und fordern: Getreide gehört nicht in den Tank, sondern auf den Teller. Die Motive können allerdings unterschiedlicher nicht sein.
Das müsste weiterhin nicht stören, eine generelle Diskussion über das Thema wäre notwendig. Die Tank-Teller-Debatte trifft jedoch nicht den Kern dieses Problems. Dietrich Klein von Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) meint: „Den Zusatzbedarf an landwirtschaftlicher Nutzfläche für E10 kann man vernachlässigen. Denn zum einen wird deutsches Bioethanol nicht mit Brotgetreide, sondern mit Industrierüben und Futtergetreide hergestellt. Zum anderen wurden im Jahr 2011 gerade mal 3,3 Prozent der Getreideernte für Ethanol benutzt. Bis Mai diesen Jahres lag der Anteil sogar bei nur 0,27 Prozent.“
Ungeachtet aller politischen Interessen, die an dieser Stelle bedient werden, lässt sich die Ursache der steigenden Getreidepreise nicht auf nationaler Ebene lösen. Die Preise für Rohstoffe richten sich nach den Weltmarktpreisen. Und diese steigen auf Grund von Spekulationen an den Warenterminbörsen. Amin Werner meint dazu im „Weser-Kurier“: Es sollte einen Ehrenkodex für Investoren, Banken und Versicherungen geben, der die Spekulationen mit Agrarrohstoffen und Lebensmitteln verbietet.“ Seit Jahresbeginn sind nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) die Weltmarktpreise für wichtige Agrarrohstoffe um rund 20 Prozent gestiegen. Nach den schweren Dürren in den USA und schwachen Ernten in anderen Erzeugerländern steuert der Trend erneut auf Höchststände zu.
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